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Wirtschafts-Mittelschule hat die erste Übergangsklasse im Landkreis – Ausländische Kinder sollen möglichst schnell Deutsch lernen.

Besuch in der Übergangsklasse: von links Ali Jafari, Diplom-Sozialpädagogin Susanne Asbeck-Kawasch, Viktoria Meta, Klassenleiter Michael Langhuber, Henrietta Horvathova, Rektor Helmut Holler, Hosin Alhaj, Schulamtsdirektorin Elisabeth Kapfhammer und Peter Kuru. − Foto: Schön

"Abdul lebt in Hannover." Den deutschen Satz liest der zehnjährige Bub aus Syrien schon recht fließend. Um zu überprüfen, ob er auch stimmt, hält er einen Digital-Stift auf den Text und lauscht der Stimme, die aus dem elektronischen Hilfsmittel kommt: "Abdul lebt in Hannover." Stolz blickt der Schüler zu seinem Lehrer Michael Langhuber und macht sich gleich über den nächsten Satz.

Was sonst in der Grundschule auf dem Stundenplan steht, wird derzeit in der Übergangsklasse der Wirtschafts-Mittelschule gepaukt. 17 Kinder der Jahrgangsstufen 5 bis 9 aus neun verschiedenen Ländern, etwa Syrien, Afghanistan, Vietnam oder der Slowakei, besuchen diese besondere Klasse. Sie ist bislang einmalig im Landkreis und besteht erst seit wenigen Wochen.

"In dieser Klasse sollen die Kinder mit gar keinen oder nur wenigen Deutschkenntnissen besonders gefördert werden, damit sie dem Unterricht in der Regelklasse einmal folgen können. Es wird somit der Grundstock geliefert", erläutert Schulamtsdirektorin Elisabeth Kapfhammer den Hintergrund dieser Einrichtung. Das Ziel: intensiv und möglichst schnell die deutsche Sprache zu lernen.

Warum bislang nur die Wirtschafts-Mittelschule in den Genuss dieser Übergangsklasse kommt, liegt auf der Hand. "Wir haben im Landkreis die meisten Schüler mit Migrationshintergrund", sagt Rektor Helmut Holler. Daher ist er froh, dass diese besondere Klasse genehmigt wurde. "Damit können wir die Schüler viel intensiver fördern."

Natürlich weiß die Schulamtsdirektorin, dass die sprachliche Förderung der wichtigste Baustein ist. Auf der anderen Seite müsse aber jedem bewusst sein, dass es Kinder sind, wie sie betont. "Sie müssen erst einmal in der Schule ankommen, Freunde finden, sich integrieren."

Das weiß Michael Langhuber nur zu gut. Unter den 17 Schülern sind elf Flüchtlingskinder. "Sie haben sehr viel erlebt und mitgemacht", erzählt der Lehrer. Daher werden die Mädchen und Buben zusätzlich von der Diplom-Sozialpädagogin Susanne Asbeck-Kawasch betreut. "Die Kinder kommen mit einer großen Geschichte zu uns. Viele beginnen erst nach ein paar Wochen damit, ihre Erlebnisse zu erzählen und dadurch zu verarbeiten."

Daher ist für Michael Langhuber der Einsatz in der Übergangsklasse auch kein alltäglicher Lehrer-Job: "Ich bin obendrein noch Therapeut und Logopäde." Eigentlich wäre er heuer als mobile Reserve im Landkreis im Einsatz gewesen und hätte z. B. kranke Kollegen vertreten. Als Langhuber gefragt wurde, ob er die Übergangsklasse übernehmen will, hat er sofort zugesagt. Dass seine Aufgabe nicht einfach ist, merkt man bereits nach wenigen Minuten in der Klasse.

"Nach knapp zwei Stunden Unterricht lasse ich sie jetzt zur Entspannung Mandala zeichnen. Solche Pausen sind sehr wichtig. Außerdem wird dabei die Motorik geschult", erzählt Langhuber. Man muss ganz anders arbeiten als in einer Regelklasse. Man braucht viel Geduld und muss sich viel Zeit nehmen, hat er die Erfahrung gemacht.

>Und noch ein Aspekt kommt hinzu. "Was ist, wenn ein Schüler große Probleme hat, die Sprache zu lernen?", so Rektor Helmut Holler. "Wir kennen die Kinder nicht. Handelt es sich um eine intellektuelle Blockade oder ist ein Trauma der Grund dafür?" Das alles gelte es herauszufinden.

Ein Blick auf den Stundenplan zeigt: Das Erlernen der deutschen Sprache hat oberste Priorität. Daher steht das Fach "Deutsch als Zweitsprache" gleich zehn Mal auf der Stundentafel. Vermittelt werden am Anfang ganz banale Sachen. "Es werden Begriffe wie Radiergummi, Heft oder Stift aus dem Basiswortschatz gelehrt", erklärt Langhuber. Bei dem Fach "Deutsch" sind alle Schüler ungefähr auf dem gleichen Niveau, weiß Langhuber. In Mathematik sind die Unterschiede schon größer – je nachdem was die Kinder an Vorkenntnissen aus ihrem Heimatland mitbringen.

Bei entsprechendem Lernfortschritt in der deutschen Sprache wird das Kind in die entsprechende Jahrgangsstufe der Regelklasse zurückgeführt, erläutert Holler. Dies kann mit Beginn eines neuen Schuljahres oder auch mit der Aushändigung des Zwischenzeugnisses sein. "Bei besonders großen Lernfortschritten kann das Kind aber auch während des Schuljahres wechseln."

Dass es in den anderen Schulen des Landkreises keine Übergangsklasse gibt, bedeute aber nicht, dass dort die Schüler mit Migrationshintergrund nicht gefördert werden, betont die Leiterin des Schulamts. "Dort gibt es spezielle Deutschlerngruppen." Dabei werden die Kinder für einige Wochenstunden aus der Regelklasse genommen und in Kleingruppen intensiv gefördert.

"Für unsere Lehrer ist die Übergangsklasse Neuland. Daher mein Respekt für deren Engagement", betont Elisabeth Kapfhammer und verspricht daher jegliche Unterstützung. Und auch Rektor Helmut Holler weiß, dass diese Arbeit nur im Team geleistet werden kann. "Wir haben ein Netzwerk, bei dem der Klassenleiter von unserer Sozialpädagogin und Förderlehrerin sowie dem Migrationsbeauftragten der Regierung von Niederbayern unterstützt wird."

von Markus Schön (aus PNP 09.01.2016) 

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